Tuesday, January 05, 2010

Sind alle Antifaschisten Kommunisten?
Lauro de Bosis (1901-1931) Olympiasieger (1929) für Dichtkunst und aristokratischer Antifaschist



Foto Copyright PEN Club Italia

Nachgerade ist es ein Gemeinplatz, dass Individuen, welche ihre Stimme gegen Faschismus und gegen faschistische Tendenzen erheben, als politisch links eingestuft werden. Meist werden Personen mit antifaschistischen Meinungsäusserungen als Kommunisten abgestempelt, die bevorzugte Wortwahl des gegenwärtigen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, wenn er gegen seine zahlteichen Gegnerschaft antritt.
Bei näherer Betrachtung der politischen Geschichte des Faschismus können wir die grosse Bandbreite von Motiven Jener, welche den Totalitarismus, der mit Mussolinis Regime und der politischen Bewegung, die ihm als Machtbasis diente, verbunden war, ablehnten, besser differenzieren.
Lauro de Bosis, ein ausserordentlich talentierter und produktiver "homme de lettres", Gewinner der Goldmedaille in Dichtkunst für sein lyrisches Schauspiel "ICARO" an der Olympiade von 1929, war u.a. auch Präsident der Gesellschaft Italien-Amerika in New York.
Er starb am 3.Oktober 1931, nachdem er auf einem privat und geheim organisierten Flug von Südfrankreich aus antifaschistische Flugblätter über Rom abgeworfen hatte, beim Absturz seiner Maschine ins tyrrenische Meer.
Es konnte nie sicher geklärt werden, ob der Absturz das Resultat eines Beschusses durch die italienische Fliegerabwehr oder vielmehr eines Mangels an Treibstoff für eine sichere Landung in Korsika war.
Sein Tod war nicht nur ein Akt persönlicher Auflehnung gegen ein Regime das er tief verachtete, sondern kann gleichzeitig als ein Echo auf das Schicksal des antiken Helden Ikarus in seinem 1927 publizierten Werk.
Iris Origo, die berühmte anglo-italienische Biographin des Hl. Bernardino von Siena, und des Kaufmanns Francesco Datini, des "Kaufmanns von Prato", Verfasserin einer Kurbiographie von Papst Pius II (Aeneas Piccolomini), und Verfasserin eines persönlichen Tagebuchs während der Kämpfe zwischen allierten und deutschen Truppen in der Toskana (im englischen Original "War in Val d'Orcia", 1947, später ins Italienische und ins Deutsche übersetzt) liefert in ihrem Buch "A Need to Testify" (Harcourt Brave Jovanovich 1984, ISBN 0-15-164989-8) ein lebendsvolles Portrait Lauro de Bosis.
Sie zitiert darin aus seinen Flugblättern:
"...Nur dank unserer Untätigkeit kann dieses Regime existieren. Wehe Dir Italien, wenn wie den antifaschistischen Widerstand durch die Roten monopolisieren lassen!
Das Problem des Faschismus muss durch jene gelöst werden werden, welche für eine geordnete Regierungsform stehen..."


Zweifellos war de Bosis politischer Standpunkt ebenso stark durch die monarchistische Tradition der Familie seines Vaters geprägt wie durch die demokratische Tradition seiner aus Neuengland stammenden Mutter.

Wer mehr über das Leben Lauro de Bosis erfahren möchte und keine Möglichkeit hat, an Iris Origos biographische Skizze zu gelangen, sei hier das folgende Buch empfohlen:
MUDGE, Jean: The Poet and the Dictator: Lauro de Bosis Resists Fascism in Italy and America. Praeger, 2002. ISBN 10: 0275969649, ISBN 13: 978-02759696-46.

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