Monday, December 06, 2010

Mit Gott, König und Vaterland
zogen die Deutschen 1914 in den Krieg, dessen mangelhafte Aufarbeitung unser Nachbarland und die Welt direkt in die Katastrophe des 2.Weltkriegs führte und Europa für immer aus dem Kreis der Weltmächte verbannte. Mit Gott, Blocher und Vaterland will die SVP die Schweiz in eine paranoide Umklammerungspsychose führen, in der Alles, was nicht auf eidgenössischem Mist gewachsen oder wenigstens mit heimatlichem Mist gedüngt wurde, als gefährlich, weil "heimatmüde", "link" und "nett" und neuerdings sogar "gottlos" deklariert wird.
Die Parallelität der Anrufung des Allmächtigen durch die Führungsriege der SVP zur frommen Tea Party Strategie einer Sarah Palin ist erschreckend. Sara Palin soll kürzlich J.F.Kennedys Einstellung zu Staat und Religion kritisert haben, der gesagt hatte, man solle ihn nicht wegen seines Katholizismus wählen, sondern wegen seines politischen Programms. Sara Palins Urteil: Kennedy sei "vor der Religion davongelaufen".
Die Trennung von Kirche und Staat, eine Errungenschaft der Aufklärung, ist offenbar nach der Auffassung der "konservativen Revolutionäre" hüben und drüben des Atlantiks nicht mehr opportun.
Wie heisst es noch in einem Brief des Preussenkönigs Friedrich des Grossen vom 22.Juni 1740? "In meinem Staat soll Jeder nach seiner Façon seelig werden." Von dieser Haltung entfernen wir uns täglich weiter.
Und die bange Frage lautet, ob als Gegenmodell zum shiitischen Gottesstaat, unter dessen Rute das iranische Volk zu leben versucht, nur noch der evangelikal-christliche Gottesstaat in Frage kommt?
Sollen Alle, die nicht mehrmals täglich Gottes Gnade lautstark für sich und für ihre Sache - und möge die noch so schräg, irrational und menschenfeindlich sein - zu monopolisieren suchen, als gottlos und verworfen gelten?

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